Alfred Delp

von Rosmarie Tscheer

Kindheit und Berufsentscheid

Alfred Delp kommt am 15. September 1907 als erstes Kind von Maria Bernauer und Johann Adam Friedrich Delp in Mannheim zur Welt. Weitere fünf Geschwister folgen. Der Vater ist gelernter Buchhalter. Damit das Geld hinreicht, arbeitet die Mutter neben dem Haushalt auf einem Landgut. Obzwar J.A.F. Delp, dessen sämtliche Vorfahren evangelischen Glaubens waren, seiner Ehefrau die katholische Erziehung zugestanden hat, schickt er Alfred in die evangelische Schule nach Lampertheim, wo die Familie Delp inzwischen wohnt, und hier wird er am 28. März 1921 konfirmiert. Bald danach überwirft er sich mit dem betreffenden Pfarrer, von dem er sich nicht verstanden fühlt, wechselt zum katholischen Ortspfarrer namens Johannes Unger, der sich unter anderem während der langen Abwesenheit des Vaters im Ersten Weltkrieg um die Delp-Kinder kümmert und der Mutter mit Rat und Tat zur Seite steht.
Am 19. Juni 1921 empfängt Alfred die Erstkommunion, am 28. Juni 1921 die Firmung. Dieser Priester hilft ihm auch bei den Vorbereitungen für die Aufnahmeprüfung ins humanistische Gymnasium in Dieburg, erteilt ihm Nachhilfeunterricht in Latein und Griechisch. Aufgrund seiner guten Leistungen kann Alfred Delp zweimal eine Klasse überspringen, bringt am 16. März 1926 das Maturitätsexamen hinter sich. Bereits am 22. April 1926 tritt er in Tisis bei Feldkirch ins Noviziat der Jesuiten ein. Er ist der felsenfesten Überzeugung, dass dies seine Berufung, sein Weg sei, während Pfarrer Unger ihn nach Rom ans Collegium Germanicum schicken wollte und sich an verschiedenen Stellen in diesem Sinne für ihn eingesetzt hatte.

Priester, Schriftsteller, Referent

Entschlossen und unbeirrbar geht Alfred Delp seinen Weg, empfängt am 24. Juni 1937 ­ 400 Jahre nach Ignatius ­ die Priesterweihe, besteht am 25. Juni 1938 das Lizenziatsexamen in Philosophie und Theologie, wird am 15. Juli 1939 zum Doktor der Philosophie promoviert und beginnt seine Arbeit in der Redaktion der Zeitschrift «Stimmen der Zeit» in München, bis die Gestapo am 18. April 1941 das Haus beschlagnahmt. Es sind schwierige Zeiten für Menschen wie Delp, die sich von keinem propagandistischen Vokabular beeindrucken lassen, sich weiterhin ein selbständiges und kritisches Denken gestatten. Schon als Jugenderzieher in Feldkirch und St. Blasien hat er sich mit sozialen und sämtlichen den Menschen bedrängenden Fragen auseinander gesetzt. Er tut dies beispielsweise in der «Männerarbeit», in Vorträgen und Predigten, die sich ab und zu auch Spitzel anhören. Er ist der festen Überzeugung, dass der Mensch seine Freiheit nicht abgeben dürfe, ja dass die Seinsordnung sie notwendig voraussetze, und vertritt diese Ansicht auch in seiner Schrift «Der Mensch und die Geschichte» (1941 bis ­1943, publ. 1955). Delp will zur Verantwortung, Urteilsfähigkeit, Gewissensfähigkeit führen und stellt sich solchermaßen diametral zur Ideologie der Nationalsozialisten, die keine Verpflichtung gemäss dem Gewissen anerkennen, nicht dulden, dass jemand einem andern Herrn als ihrem «Führer» diene, der unter anderem gesagt hat, dass er bestimme, was Recht sei.

delpQuelle: www.morgenweb.de

 

Im «Kreisauer Kreis»

Es erstaunt daher kaum, dass Delp mit Begeisterung im «Kreisauer Kreis» mit Gleichgesinnten: Protestanten, Katholiken, Laien, Priestern, Frauen und Männern aus allen Schichten ein «neues Deutschland auf den alten christlichen Grundlagen» vorbereitet. Sein eigener Provinzialoberer, Augustin Rösch, hat ihn eingeführt, und bald ist Delp der Inspirator und Kopf der Gruppe. Diese Leute um Helmuth James und Freya von Moltke denken über die Zeit nach dem Zusammenbruch nach, leisten somit geistigen Widerstand gegen das NS-Regime, an dessen Endstieg sie nicht glauben. Drei Treffen finden 1942­/1943 auf dem Gut der Moltkes bei Schweidnitz in Niederschlesien statt. Doch am 19. Januar 1944 wird Graf Moltke verhaftet. Viele Gesinnungsgenossen, auch weitere Mitglieder des «Kreisauer Kreises» ereilt dasselbe Schicksal. Nach dem missglückten Attentat von Claus von Stauffenberg auf Hitler am 20. Juli 1944 nehmen die dramatischen Ereignisse ihren unerbittlichen Lauf, zumal Delp von Stauffenberg kennt, ihn am 6. Juni 1944 noch besucht hat, den Rat seiner Mitbrüder und Freunde, unterzutauchen, jedoch weit von sich weist.
Am 28. Juli 1944 wird Alfred Delp nach der Morgenmesse in St. Georg in München-Bogenhausen von zwei Gestapo-Leuten verhaftet, vielleicht eine Woche später nach Berlin-Moabit geschafft, am 27. September 1944 in die Haftanstalt Berlin-Tegel übergeführt. Zwar kann er am 8. Dezember 1944 zu seiner großen Freude in seiner Zelle die ewigen Gelübde ablegen. Vom 9. bis 11. Januar 1945 findet aber der Prozess vor dem Volksgerichtshof statt, in dem ihm der ganze, abgrundtiefe Hass auf die Kirche und die Priester entgegenschlägt. Das Urteil lautet: Tod durch den Strang wegen Hochverrat. Das Gnadengesuch seiner Mutter sowie sein eigenes an Himmler werden abgewiesen. Delp schreibt indessen Meditationen über das «Unser Vater» und die «Pfingstsequenz». Seine letzten, am 30. Januar 1945 auf einen sogenannten «Bestellzettel» hingekritzelten Worte sind: Beten und glauben/Danke/D(el)p. Sein Todesurteil wird am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee vollstreckt, während Moltke und zahlreiche Freunde früher hingerichtet worden sind.

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